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Rheumatische Erkrankungen - Aufklärung und Früherkennung als Erfolgsfaktoren

Wels/Wien, 02.10.2018 - In Österreich leiden zirka zwei Millionen Menschen an rheumatischen Erkrankungen. Der Begriff Rheuma umfasst mehr als 400 verschiedene Krankheitsformen - von Arthrose und Rheumatoider Arthritis (RA) über Osteoporose bis hin zu Morbus Bechterew. "Je früher die Diagnose gestellt und eine kompetente Therapie eingeleitet werden, desto besser sind die Prognosen", betonen Experten anlässlich des Weltrheumatages. Die Rheumatage sowie der Rheumabus on Tour bieten der heimischen Bevölkerung Gelegenheit, sich umfassend und kostenlos von einem Expertenteam über Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises informieren zu lassen. 

Rheuma - nicht nur ältere Menschen sind betroffen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert alle mit Schmerzen oder Funktionsverlust einhergehenden Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Stützorgane - Muskeln, Sehnen, Knochen, Gelenke und Bänder - als Rheuma. Damit verbunden sind zuweilen Behinderungen mit Einschränkungen der Alltagskompetenzen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit. Viele rheumatische Erkrankungen beginnen bereits im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Rheuma macht jedoch auch vor Kindern und Jugendlichen nicht Halt.

 

Eine frühzeitige Diagnose und der darauf aufbauende Therapie-Mix können den Krankheitsverlauf entscheidend beeinflussen. Daher ist gerade bei rheumatischen Erkrankungen ein rasches Handeln von Bedeutung, bevor die Gelenksabnutzung fortgeschritten ist oder der nächste Rheumaschub ansteht.

 

Vielfältige Therapieoptionen

"In der medikamentösen Therapie rheumatischer Erkrankungen wurden in den letzten zwei Jahrzehnten bahnbrechende Erfolge erzielt", erklärt Dr. Rudolf Puchner, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie in Wels, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie (ÖGR). Die aktuell verfügbare Behandlungspalette reicht von herkömmlichen Substanzen wie Methotrexat über eine Vielzahl von Biologika und einigen Biosimilars bis hin zu ersten Vertretern sogenannter kleiner Moleküle ("small molecules"). Insgesamt wirken die modernen Medikamente - die nach einem strukturierten Therapiealgorithmus zum Einsatz kommen - so effizient, dass die Mehrheit der Patienten beschwerdearm oder sogar beschwerdefrei ist. Viele sind voll berufstätig und können auf Urlaub fahren oder sogar Sport betreiben.

 

Eine besonders verbreitete Rheumaform ist die rheumatoide Arthritis (RA), die alle Gelenke betreffen kann. Am Beginn steht immer die konservative Therapie mit Punktion des Gelenkes sowie Infiltration von Steroiden. Es kann auch eine Verödung durch die sogenannte Radiosynoviorthese durchgeführt werden. Dabei wird ein kurzwirksames radioaktives Präparat in das Gelenk gespritzt, um die Schleimhaut zu veröden und so die Entzündung zu verhindern. "Falls alle konservativen Therapien fehlschlagen, ist eine operative Sanierung der Gelenke notwendig. Zur Auswahl stehen sogenannte gelenkerhaltende oder gelenkersetzende Methoden bis hin zum künstlichen Gelenkersatz", erläutert Prim. Univ.-Prof. Dr. Klemens Trieb, Ärztlicher Leiter des Klinikums Wels-Grieskirchen, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie sowie Incoming Präsident der Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie. 

Nicht nur Gelenke sind betroffen

Traditionell werden rheumatische Erkrankungen vorwiegend mit schmerzhaften Prozessen in den Gelenken assoziiert. "Rheumatische Erkrankungen sind aber wesentlich mehr: es handelt sich dabei um chronisch-entzündliche Systemerkrankungen", betont Doz. Dr. Herwig Pieringer, MBA, Leiter der Berufsständischen Sektion der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie und Rehabilitation, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie. Sie betreffen zwar in erster Linie Gelenke, aber durchaus auch andere Strukturen wie die Haut (z.B. Psoriasis) und lebenswichtige Organen wie Herz oder Nieren. "Die Fortschritte der letzten zwei Jahrzehnte bieten die Möglichkeit, sehr individuell und gezielt für jeden Patienten ein möglichst optimales therapeutisches Gesamtkonzept zu erstellen, in dem das gesamte Beschwerdespektrum berücksichtigt wird", so Pieringer.

 

Angebot der Österreichischen Rheumaliga (ÖRL)

Die ÖRL ist eine ehrenamtlich geführte österreichweite, parteipolitische und religiös neutrale Selbsthilfeorganisation von Rheumakranken und Angehörigen mit dem Ziel, die gemeinsamen Interessen der Betroffenen mit einer rheumatischen Erkrankung zu fördern und ihnen beim Umgang mit der Krankheit zu helfen. "Informieren, beraten, unterstützen und begleiten - so unsere Tätigkeiten. Und: Wir sehen uns als Plattform zwischen Arzt und Patient", erklärt Gertraud Schaffer, Präsidentin der Österreichischen Rheumaliga.

 

Information kommt zu den Patienten

Die Versorgung von Rheumapatienten ist von deutlichen regionalen Unterschieden geprägt. Während in größeren Städten, wie etwa Wien, sogar ein Überangebot besteht, herrscht im ländlichen Bereich ein deutlicher Fachärztemangel. Deshalb werden von der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie & Rehabilitation, der Physio Austria und der Österreichische Rheumaliga zahlreiche Beratungsangebote in ganz Österreich organisiert. Dazu gehören auch die Rheumatage und der Rheumabus on Tour. Sie bieten Betroffenen und Interessierten die Gelegenheit, sich vor Ort umfassend und kostenlos von einem Expertenteam - bestehend aus RheumatologInnen, PhysiotherapeutInnen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der ÖRL - über Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises informieren.

 

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